Humanismus und Schule
Unsere Fragen und Ziele
Wie muss das Schulsystem organisiert sein, damit alle Kinder, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Religion und anderen Eigenschaften, eine möglichst optimale Schulbildung erhalten?
Wie müssen Wertevermittlung und Wertebildung organisiert sein, damit alle Schüler*innen gemeinsam die grundlegenden Wertvorstellungen unserer Gesellschaft kennenlernen und möglichst gemeinsame Moralvorstellungen entwickeln können?
Wie kann Schule unterstützen, dass Kinder eigenständige Persönlichkeiten werden, ihre eigenständige Weltanschauung entwickeln, sich ethisch verhalten und sich solidarisch mit anderen auseinandersetzen?
Wie soll Schule auf die soziokulturelle Realität in Deutschland reagieren, die durch die rapide voranschreitende Säkularisierung und zunehmende religiöskulturelle Vielfalt geprägt wird?
Unsere zentrale bildungspolitische Forderung ist die überfällige Entkonfessionalisierung der Schulen in NRW. Damit sind gewiss nicht alle Probleme des Bildungssystems gelöst; humanistische Fragen stellen sich auch in vielen anderen Bereichen. Aber es wäre ein großer Schritt in die richtige Richtung, den andere Bundesländer bereits gegangen sind.
Konkret fordern wir:
Abschaffung der konfessionellen Bekenntnisschulen!
Bekenntnisschulen in öffentlicher Trägerschaft (nicht zu verwechseln mit Privatschulen in kirchlicher Trägerschaft) sind ein historisches Relikt, das in anderen Bundesländern längst abgeschafft wurde. Sie stehen aus drei Gründen in der Kritik:
1. Der Staat gestattet eine religiöse Prägung ohne eine Co-Finanzierung.
2. Sie fördern soziale Spaltung, weil sie von bürgerlichen Eltern als Schulen mit geringem Migrantenanteil bevorzugt werden.
3. In vielen kleinen Orten im Rheinland sind sie die einzigen Schulen vor Ort.
Einführung eines integrativen Plichtfachs „Ethik/Religionskunde“(Arbeitstitel) für alle Schüler*innen!
Dieses gemeinsame Brückenfach soll die Dialogfähigkeit und die auf Toleranz und Respekt aufbauenden interkulturellen Kompetenzen aller Schüler*innen stärken, orientierende Zugänge zu philosophischer Reflexion, religiösen und weltanschaulichen Traditionen und säkularer Kritik eröffnen, Grundfragen der menschlichen Existenz erörtern, einen gemeinsamen Wertekanon auf der Basis der Menschenrechte entwickeln und damit helfen, den demokratischen Zusammenhalt in Schule und Gesellschaft zu sichern. Dieser breite Aufgabenkatalog spiegelt die offene, universalistische Lebensanschauung des humanistischen Verbandes.
Als ersten Schritt in Richtung gemeinsames Fach: Flächendeckender Ausbau des derzeitigen Ersatzfaches Praktische Philosophie (PP), insbesondere in der Grundschule!
Im Ersatzfach „PP“ wird bereits viel von dem , was wir für das gemeinsame Fach anstreben, realisiert. Auszubauen wären der Anteil der Religionskunde und der Weltanschauungskunde, wo natürlich auch unser Humanismus thematisiert würde. Leider hat das Fach derzeit in NRW nur den rechtlichen Status eines Ersatzfachs für die Abmelder vom Religionsunterricht; außerdem wird es noch bei weitem nicht in allen Schulen und Schulstufen parallel zum Bekenntnisunterricht angeboten.
Umwandlung des traditionellen bekenntnisgebundenen Religionsunterrichts (RU) in ein freiwilliges Fach:
Religionsunterricht ist derzeit in NRW ein ordentliches, versetzungsrelevantes Schulfach, von dem man sich abmelden kann. Als einziges Schulfach wird es vom Grundgesetz und der NRW Landesverfassung garantiert; die Abmeldefreiheit ist ebenfalls als Grundrecht garantiert. Über die Einrichtung „bekenntnisfreier Schulen“, die laut Grundgesetz möglich sind, besteht die Möglichkeit, die verschiedenen bekenntnisgebundenen Religionsfächer als freiwillige Wahlfächer anzubieten. Das Fach „Lebenskunde“, welches der Berliner HVD dort als humanistisches Bekenntnisfach anbietet, könnte dann ebenfalls den gemeinsamen Ethikunterricht freiwillig ergänzen und vertiefen.