Praktischer Humanismus/Weltanschauung
Was bedeutet es, ein Humanist zu sein?
Humanismus ist eine geistige Bewegung und eine nicht-religiöse Weltanschauung, die wissenschaftlich und philosophisch begründet ist. Jeder Mensch besitzt unveräußerliche Rechte. Und jeder Mensch trägt Verantwortung für sein Handeln. Humanist*innen führen ein selbstbestimmtes, empathisches Leben, das auf ethischen Grundüberzeugungen beruht.
Zu diesen Grundprinzipien gehören Selbstverwirklichung durch individuelle Freiheit bei gleichzeitiger Offenheit und Mitgefühl gegenüber anderen Menschen sowie ein Verzicht auf Gewalt, der nicht gleichbedeutend mit Wehrlosigkeit ist.
Humanistisches Denken ist mehr als 2.500 Jahre alt. Seine Wurzeln reichen zurück bis zu den Dichtern und Philosophen des alten Griechenlands, des antiken Roms, des konfuzianischen Chinas sowie des klassischen Indiens. Unser moderner Humanismus entstand während der Kulturepoche der Renaissance. Er führte zur Entwicklung der heutigen Wissenschaft und regte neue Ideale gesellschaftlicher Gerechtigkeit an.
Der Humanismus stellt den Menschen in den Mittelpunkt. Das ist ein Gegensatz zum mittelalterlichen Weltbild, bei dem Gott im Mittelpunkt steht und der Mensch eine untergeordnete Rolle spielt. Diese „Gleichberechtigung“ ermöglicht dem Menschen die Entfaltung seiner Individualität.
Im heutigen Humanismus fließen verschiedene Traditionen zusammen. Wir haben kein dogmatisches Leitbild, sondern orientieren uns an Werten, die je nach historischem und gesellschaftlichem Kontext neu verhandelt und geprüft werden.
Dazu gehören zum Beispiel die Ideen der Freiheit, Gleichheit und Gleichberechtigung. Ein*e Humanist*in fragt sich zum Beispiel, wie sich Gleichberechtigung in einem konkreten Fall erreichen lässt. Zentral ist für uns immer die Selbstbestimmung in jeder Lebenslage – ob bei der Frage nach der eigenen Geschlechtsidentität, der Familienplanung oder auch dem Lebensende. Zu unseren weiteren Werten gehören vor allem die Vernunft, Solidarität und Toleranz im Sinne einer Offenheit. Auf dieser Grundlage setzen wir uns für einen freien Austausch der Gesellschaft sowie für eine aktive Friedenspolitik ein. Wir orientieren uns an der Wissenschaft und dem freien Austausch von Ideen und Meinungen. Humanismus ist eine tolerante Lebensweise, die das Denken und Handeln der Menschen nicht einengen, sondern in seiner freien und individuellen Entfaltung unterstützen will. Wir erkennen andere Lebensformen, z.B. religiöse, an, respektieren andere Meinungen und wertschätzen sie, sofern sie auf einem Grundkonsens über die Menschenwürde beruhen.